Türkei 1985
und folgende...

       

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Im Jahr 1985 habe ich das erste Mal die Türkei bereist und Land und Menschen als äußerst gastfreundlich erlebt.

Diese Reise war ziemlich ausführlich und hat mir einen guten Überblick über Land und Menschen, Geschichte und Kultur gebracht.

Bei weiteren Reisen konnte ich ergänzende Informationen sammeln (und bessere Bilder machen). Das alles ist in dieser kurzen und einfachen Darstellung zusammengeflossen.

 

 

 

Wir sind nun eingestimmt auf dieses Land, in dem überall und zu jeder Zeit ein Glas Cay, ein Glas Tee, serviert wird. Dieses Teetrinken ist ein Symbol für die große Gastfreundschaft, die uns als Türkeibesucher in gleicher Weise beeindruckt wie beschämt. Es wird uns dabei bewusst, dass wir Fremden gegenüber nur selten so unvoreingenommen und offen sein können.

 

 

 

 

Diese Gastfreundschaft beschämt uns aber auch, weil uns bewusst wird, dass Türken, die als Gastarbeiter bei uns leben, oft ganz anders behandelt werden, als wir von ihnen, wenn wir in ihrem Land zu Gast sind. Es macht nachdenklich, wenn wir hören, dass diese Menschen trotzdem meist recht gut über uns reden.

Dieses Teetrinken gehört zur zwanglosen Begegnung, die von den Türken sehr geschätzt und gepflegt wird; es gehört aber auch zu Handel und Geschäft. Dabei kommt man einander näher, es wird geplaudert über das Woher?, das Wohin? und das Wozu? -


- und dabei wird gehandelt. Auch das muss sein, sonst ist ein Geschäft kein erfreuliches Geschäft. Wenn es auch am Anfang für uns gar nicht so leicht ist, hier mitzutun, so ist man doch schnell mitten drin im Handeln; und mit der Zeit tut es sogar recht wohl, weil bei uns ja Einkaufen oft eine recht unpersönliche Angelegenheit ist.

Die Türkei ist aber noch viel mehr: sie ist ein Land, in dem mehr Kulturen blühten und vergingen als irgendwo sonst auf der Welt. Die Türkei ist ein Land, in dem es noch Nomaden gibt, die mit ihren Tieren von Weidegrund zu Weidegrund ziehen - noch so wie in biblischer Zeit. Und daneben gibt es Feudalherren mit Großgrundbesitz und fast Allmacht über Mensch und Vieh.

 

 

 

 

Die Türkei ist ein Land, in dem der Alltag der Menschen von den Regeln des Islam bestimmt wird - jetzt wieder zunehmend mehr - und wo zugleich die Konflikte der modernen Industriegesellschaften immer mehr zunehmen. Es gibt in der Türkei ungefähr 93 000 Moscheen.

Mehr als 17.000 davon wurden unter der Regierung von Ministerpräsident Erdogan gebaut. Die säkulare Opposition, die sich auf Atatürk beruft, beschuldigte Erdogan einen ''geheimen Plan'' zur Re-Islamisierung des Landes zu haben.

Erdogan kündigte auch den Bau einer neuen Megamoschee in Istanbul an, die ''man von jedem Winkel des Bosporus aus sehen kann'' und die die höchsten Minarette der Welt haben soll. (Quelle: Zeitung Milliyet)

Es gibt aber neben der Türkei auch nur mehr einen Staat auf der Erde, der auf zwei Kontinenten liegt - und diese Brücke gehört deshalb zu den berühmtesten der Erde, weil sie die zwei Kontinente Europa und Asien miteinander verbindet. Sie wurde im Jahre 1973 über den Bosporus gebaut. Diese Brücke ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sie hat auch große symbolische Bedeutung für dieses Land, das am Schnittpunkt der Kontinente und der Kulturen liegt.

 

 

 

Die Türkei ist ungefähr 3-mal so groß wie die BRD (heute: 2-mal so groß wie Deutschland), aber nur 3 % der Fläche gehören zu Europa. Der weitaus größte Teil liegt auf asiatischem Gebiet und wird Kleinasien genannt. Die Griechen haben dieses Gebiet Anatolien genannt, das bedeutet: das Morgenland.

 

 

 

 

 

Die Türken selbst aber denken ganz anders, als diese Aufteilung des Landes es zeigen könnte: Jedes Jahr am 10. November, genau um 9.05 Uhr heulen überall im Land die Sirenen: da gedenkt man der Todesstunde Mustafa Kemal Pascha Atatürks. (Auch heute noch?) Dieser Mann ist der Begründer des modernen türkischen Staates, sein Name bedeutet "Vater der Türken". Er ist durch zahllose Denkmäler allgegenwärtig in der Türkei. (Heute Vor- und Feindbild Erdogans)

 



Am Beginn der 1920er Jahre hat er sich ganz radikal von der orientalisch-islamischen Überlieferung des osmanischen Reiches abgewandt und eine ungeheure Welle der Modernisierung eingeleitet. Er hat sich ganz dem Westen zugewandt. Seine Reformen waren z. T. sehr tiefgreifend: er hat z.B. die arabischen Schriftzeichen abgeschafft und die lateinische Schrift eingeführt, er hat den Koran verbannt...

 

 

 


...und erst jetzt kommt er wieder - auch wieder in arabischer Sprache. Den Frauen hat er das Tragen des Schleiers verboten und ihnen die Gleichberechtigung zugesichert (!) - aber überall in der Türkei kann man heute wieder verschleierte Frauen sehen.
Auch in Istanbul, wo nach heftigen Debatten 2012 das Tragen eines Kopftuches an den Universitäten erlaubt wurde.

 

 

 

 

Seit Atatürk mit diesen Reformen eine neue Zeitepoche für die Türken eingeleitet hat, verstehen sie sich als territoriale, als kulturelle, aber auch als wirtschaftliche Brücke zwischen Ost und West. Um deutlich zu machen, dass die ganze Türkei, und nicht nur der europäische Teil in diesen Prozess der Erneuerung eingebunden ist, und um die Bedeutung gerade des anatolischen Gebietes zu betonen, hat Atatürk Ankara zu seiner Hauptstadt erwählt. Die Stadt liegt am Nordrand der fast baumlosen anatolischen Hochebene. Die Stadt war früher ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, hat dann aber seine Bedeutung völlig verloren. Heute ist Ankara eine Millionenstadt, der in den neuen Stadtteilen sehr bewusst ein europäisches Aussehen gegeben wurde. Daran waren auch österreichische Architekten maßgeblich beteiligt.
Hier in Ankara steht auch das gewaltige Mausoleum Atatürks, das zu allen Besichtigungsprogrammen gehört, und das für die Türken geradezu ein Nationalheiligtum und Wallfahrtsort ist. (Heute auch noch?) Von hier hat man einen hervorragenden Überblick über die ganze Stadt.
Im übrigen Gebiet der anatolischen Provinz ist aber das Bild ein anderes: die meisten Ortschaften und Dörfer haben ihr orientalisches Gepräge behalten und das Zentrum ist die Moschee geblieben. Da konnten die ehrgeizigen Reformen Ata-türks nicht viel verändern. Viele Leute leben noch sehr einfach und bescheiden, sie betreiben ihre Landwirtschaft oft noch mit einfachsten Mitteln.
In verschiedenen Einwanderungswellen sind die Türken im Spätmittelalter aus Zentralasien nach Anatolien gekommen. Sie kamen in kein leeres Land, sondern in eine Gegend, in der es schon seit tausenden von Jahren hochentwickelte und blühende Kulturen und Zivilisationen gegeben hat. Catal Hüyük war vielleicht die älteste Stadt der Welt. Schon im siebten vor-christlichen Jahrtausend lebten in dieser Stadt 3000 Menschen. Das Eigenartige an dieser Stadt war, dass die Häuser weder Fenster noch Türen hatten. Wie auch dieser rekonstruierte Kultraum waren sie nur vom Dach her zugänglich. Warum das so war, wissen die Forscher bis heute nicht.
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends vor Christus ließ sich an der Westküste ein Stamm nieder, von dem man heute nichts Genaues mehr weiß. Dieser Stamm aber hat die berühmte und sagenumwobene Stadt Troja gegründet. Wie wir wissen, wurde diese Stadt öfters zerstört, aber immer wieder an derselben Stelle aufgebaut - insgesamt zumindest neun Mal.
Aus diesem Grund ist es heute in Troja schwer, zu erkennen, welche Mauern und Reste von welcher Stadt und aus welcher Zeit stammen. Besonders interessant sind die Reste aus der sgn. Schicht VIIa, denn diese Stadt war es vermutlich, die von den Achäern im be¬rühmten trojanischen Krieg zerstört wurde.

Der Dichter Homer berichtet ausführlich von diesem Krieg, der nur durch die List mit dem trojanischen Pferd gewonnen werden konnte. In Wirklichkeit hat auch noch ein Erdbeben mitgespielt und erst den entscheidenden Angriff der Achäer möglich gemacht.

 

Um 2000 v. Chr. drangen die Hethiter über den Kaukasus nach Zentralanatolien vor und errichteten ihre Hauptstadt Hattusa. Diese Großmacht beherrschte die Länder vom Schwarzen Meer bis zum Mittelmeer.
Imposant und gewaltig musste diese Stadt gewesen sein, wenn man sich die Überreste der 6,5 km langen Stadtmauer (hier mit dem Königstor) anschaut.

Viele Informationen über das Volk der Hethiter haben wir von mehr als 3000 Tontafeln, die man in einem Archiv gefunden hat.
Übrigens gab es in der Stadt nur ein ganz kleines Heiligtum, denn die Hethiter verehrten ihre Götter ursprünglich nicht in Tempeln, sondern unter freiem Himmel.

 

Die Reste eines solchen Heiligtums sehen wir in der Nähe der Stadt bei Yazilikaya. Dort eignen sich Felsformationen vorzüglich für ein Heiligtum. Die Darstellungen an den Felswänden sind Götterprozessionen, die von allen Seiten kommen und sich dann in der Mitte treffen, an der Stelle, wo früher der Altar stand.

 

 

 

 

 

 

Um 1000 v. Chr. schlossen sich die griechischen Stämme zum ionischen Bund zusammen, um gemeinsam stark genug zu sein, dem Feind aus dem Osten zu widerstehen. Dieses Gebiet war dann auch der eigentliche Raum, in dem die berühmte Kultur Griechenlands entstanden ist. 546 v. Chr. wurden die griechischen Stämme in das Perserreich eingegliedert. Trotzdem konnten sie ihre Selbständigkeit weitgehend behalten. Einmal noch konnten sie sich von den Persern befreien, aber nach dem Tod Alexander des Großen zerfiel das Reich.

 

 

Um die Zeitenwende kamen die Römer ins Land und brachten ihrer neuen Provinz einen Frieden für 300 Jahre. In dieser Zeit wurde das Land wohlhabend, es erlebte kulturell und wirtschaftlich eine Blüte. Obwohl die Römer die Herren im Land waren, blieb die hellenistische Kultur erhalten: Man sprach, schrieb und dachte weiterhin griechisch.

Als Reisender begegnet man in der Türkei zahlreichen Bauwerken aus dieser Zeit, die meist griechischen Ursprungs sind, aber von den Römern überbaut wurden:

 

 

Tempeln, z.B., Theatern - wie diesem in Aspendos, Aquädukten, Thermen, Grabmälern und Mauern -
oder auch dieser Brücke, über die heute noch die 40 t LKW's fahren.
Im Jahre 330 n. Chr. machte Konstantin d. Gr. Byzanz zu seiner Hauptstadt und nannte es Konstantinopel. Damals wurde das Christentum Staatsreligion.

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