Baltikum 2008, Tallinn

  
       

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Tallin, die Hauptstadt Estlands
(Blick vom Domberg)

Im Jahr 1219 wurde Tallinn vom dänischen König Waldemar II. gegründet. Er ersetzte die hölzerne Befestigung estnischer Bauern auf demheutigen Domberg durch eine Burg aus Stein. Die Siedlung bekam den Namen "taana linn", Stadt der Dänen. Unterhalb davon siedelten sich deutsche Kaufleute an und nannten ihre Stadt "Reval". Zwischen den Rittern oben und den Kaufleuten unten gab es über die Jahrhunderte immer wieder blutige Kämpfe. 1561 übernahm Schweden die Herrschaft, 1710 schließlich Russland. Am 14. Februar 1918 wird die selbständige Republik Estland ausgerufen, die Stadt, die nun Tallinn hieß, wird schließlich Hauptstadt des unabhängigen Estlands. Die eigentliche Unabhängigkeit wurde im Freiheitskrieg (1918-1920) erkämpft und durch den Friedensvertrag mit dem sowjetischen Russland gekrönt.

Nach der sowjetischen Okkupation im Juni 1940 wurde die Estnische Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen, deren Hauptstadt Tallinn blieb. Es begannen die ersten Deportationen der estnischen Bevölkerung – insbesondere der politischen und kulturellen Elite – nach Sibirien und Nordrussland. In den sowjetischen Terrorwellen nach 1940 und dann wieder ab 1944/45 wurde insgesamt jeder fünfzehnte Este ermordet und jeder siebzehnte zumindest für zehn Jahre nach Sibirien verschleppt (Frankfurter Allgemeine, 14. Mai 2007).

1941 besetzte die deutsche Wehrmacht Tallinn, wodurch die Stadt und das Land von einer Willkürherrschaft in die nächste geriet. Hitler verfolgte allerdings das Ziel, Estland dem Deutschen Reich anzugliedern. Die von den Esten erhoffte Wiederherstellung der Unabhängigkeit erfolgte nicht. Dennoch beteiligen sich viele junge Esten am Vormarsch der deutschen Wehrmacht nach Osten und nahmen auch an Vernichtungsaktionen teil. Die deutsche Besatzungsmacht ließ die jüdische Bevölkerung Tallinns und Estlands nahezu gänzlich ermorden.

Am 9. März 1944 erfolgte ein schwerer sowjetischer Luftangriff. Die deutsche Wehrmacht wurde bis Ende 1944 von der Sowjetarmee im Zuge der Baltischen Operation aus Tallinn und Estland zurückgedrängt und die sowjetische Herrschaft wiederhergestellt.

Nach 51 Jahren wurde Tallinn am 20. August 1991 erneut zur Hauptstadt eines unabhängigen Estlands, das kurz darauf der UNO beitrat.
Seit 2004 ist Estland auch Mitglied der EU und der NATO.

Dichtes Gedränge auf dem Rathausplatz: Musik, Gesang und Tanz und dazu ein Handwerksmarkt ziehen die Leute an.


Sängerfeste haben im Baltikum Tradition. Die berühmtesten finden in Tallinn statt. Auf der Bühne haben mehr als 30000 Sänger Platz. 1988 und 1989, zur Zeit der Perestroika, besangen hier mehr als 300 000 Sänger die Freiheit - und der Gründer sieht und hört immer noch zu.

   

Tallinn war einer der am besten befestigten Städte des Nordens. Die Stadtmauer ist auch heute noch gut erhalten, 26 der ehemals mehr als 40 Türme stehen noch. Am eindrucksvollsten davon die "Dicke Margarete" (rechts), die als Kanonenturm den Eingang in die Stadt sicherte und der "Lange Hermann" (oben), der ein Wahrzeichen Tallinns ist.



Die Unterstadt ist geprägt von den Speicherhäusern der Kaufleute, die in ihre Gilden gegliedert waren. Oft haben sie spitze Giebel und immer
noch die Balken der Lastenaufzüge.
Das Haus der Schwarzenhäupterbruderschaft: Diese Bruderschaft gab es nur in Alt-Livland (Estland und Lettland), sie war einzigartig in Europa. Sie vereinte unverheiratete deutschstämmige Kaufleute. Manche wurden mächtig und kamen in den Stadtrat. Der Name kommt von ihrem Schutzheiligen, dem dunkelhäutigen frühchristlichen Märtyrer Mauritius. Die Fassade des Hauses ist im Stile der niederländischen Renaissance des 16. Jh. gehalten. Auf Höhe des Erdgeschosses befinden sich die Wappen der Hansekontore Brügge, Novgorod, London und Bergen. Die russischen Zaren Peter der Große, Paul und Alexander I. waren Ehrenmitglieder der Bruderschaft und haben dieses Haus besucht.

Die Oberstadt liegt auf einem 50 Meter hohen Kalksteinfelsen. In früheren Zeiten gab es nur einen einzigen Zugang, dessen Pforte jeden Abend abgeschlossen wurde, damit keine Angriffe aus der Unterstadt erfolgen konnten. Geprägt ist dieser Stadtteil von engen Gassen.

Die imposanteste Sehenswürdigkeit der Oberstadt ist die mittelalterliche Ordensburg, von der ein Teil dem Barockschloss von Zarin Katharina II. weichen musste. Heute ist es Sitz des estnischen Parlaments. Von der im 13./14. Jh. erbauten Burg ist an ihrer Südwestecke als größter Turm der 48 m hohe »Lange Herrmann« erhalten geblieben. Auf ihm weht stolz die estnische Flagge.
Direkt gegenüber vom Parlament ragt die orthodoxe Alexander-Nevski-Kathedrale mit ihren fünf schwarzen Zwiebeltürmen empor. Der gewaltige Kirchenbau sprengt die Harmonie der Domberg-Architektur. Mit seiner Errichtung Ende des 19. Jhs. dokumentierte der Zar seinen Machtanspruch.
Der Dom von Tallin, die lutherische Hauptkirche Estlands aus dem 13. Jh. zählt zu den ältesten Gotteshäusern des Landes. 107 Wappenschilde deutsch-baltischer Adelsfamilien zieren die Innenwände. Ebenso sind Grabsteine von Persönlichkeiten der estnischen Geschichte erhalten.

Von einer Aussichtsplattform sieht man auf die Unterstadt mit ihren Türmen und auf den Hafen.

Hinter dem Turm des alten Rathauses erheben sich die Hochhäuser der modernen Stadt.

Hinunter kommt man über den "kurzen" oder den "langen Fuß".
Der eine ist steiler, der andere bequemer.

Und nach dem ausgiebigen Rundgang macht sich Hunger bemerkbar...
"Olde Hansa", eines der Restaurants, die in mittelalterlicher Atmosphäre ihre Gaumenfreuden anbieten. Im Inneren gibt es nur Kerzenlicht, dazu dezente mittelalterliche Musik, auf die groben Holztische kommen Köstlichkeiten wie Wildschwein oder Lachs, Sauerkraut und Honigbier. Serviert wird in mittelalterlicher Tracht, auch Mönch und Herrscherin fehlen nicht.

Lebensfreude

Schloss Katharinental, das Zar Peter I. für seine Gattin Katharina I. bauen ließ. Heute Gemäldegalerie.

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